Zu sehen ist ein Paar, dass sich unterhält. Daneben steht "6 Tipps für deine Gleichberechtigte Partnerschaft"Was bedeutet eigentlich gleichberechtigte Elternschaft?

Was bedeutet eigentlich gleichberechtigte Elternschaft? Und wie erreicht man diese? Hier findest du 6 ideale Vorraussetzungen, um deine Partnerschaft gleichberechtigter zu gestalten inspiriert von einem Post von Patricia Cammarata @dasnuf. Außerdem findest du zum Schluss noch eine Studie, die Bedeutung der Elternzeit von Vätern auf das Maß der Gleichberechtigung einer Beziehung noch mal untermauert.

1. Entscheidungen bewusst treffen & immer wieder aushandeln

In unserer Gesellschaft wird nach wie vor dem Mann die Erwerbsarbeit zugeteilt und Frauen die Haus- und Carearbeit. Wenn wir uns also nicht bewusst entscheiden uns anders aufzuteilen, dann werden wir in diese traditionellen Rollenbilder rutschen. Diese Rollenbilder werden uns von klein auf eingetrichtert: Mädchen spielen mit Puppen und sollen leise und lieb sein. Jungs spielen hingegen mit Autos und sollen stark sein. Nichtsdestotrotz bin ich der Überzeugung, dass wir uns bewusst entscheiden können und dürfen, wie wir uns aufteilen wollen. Dieses Bewusstsein für Entscheidungen ist extrem wichtig.

2. Geringe Einkommensunterschiede

Der zweite und dritte Punkt sind inhaltlich sehr eng miteinander verknüpft. Denn die berufliche Orientierung der Frau führt oft automatisch zu geringeren Einkommensunterschieden bei Paaren.

3. Starke Berufsorientierung der Mutter

Eine starke Berufsorientierung der Mutter ist oft eine persönliche Motivation für den Weg in eine gleich berechtigte Partnerschaft. Wenn man als Frau seine berufliche Erfüllung gefunden hat, dann wird man sich eher für eine faire Aufteilung einsetzten. Dadurch strebt man automatisch danach auch mehr Erwerbsarbeit zu übernehmen, was (hoffentlich) dazu führt, dass der Partner daraufhin mehr Haus- und Carearbeit übernimmt.

Deswegen ist es so wichtig als Frau seine berufliche Erfüllung zu finden. Aber warum ist das so schwer? Weil sie eben automatisch mehr Haus- und Carearbeit übernehmen und Ihnen schlichtweg die Zeit für die Suche nach der beruflichen Erfüllung fehlt. Allen Frauen ( auch, oder gerade, ohne Kinder) kann ich also sehr empfehlen sich möglichst früh ihre berufliche Erfüllung zu finden. An dieser Stelle kann ich auch sehr den Kurs „Mama im Beruf“ von Hanna Drechsler empfehlen, der Müttern dabei hilft ihren beruflichen Weg zu finden. (Unbezahlte Werbung)

4. Starkes familiäres Engagement des Vaters

Bei diesem Faktor kann auch die individuelle Prägung einen großen Unterschied machen. Männer, die selbst einen aktiven Vater erlebt haben, werden womöglich eher auch selbst eine aktive Vaterrolle anstreben. Obwohl auch das Gegenteil der Fall sein kann. Ein Mann, dessen Vater sehr wenig Zeit (für die Kinder) hatte, wird sich vielleicht gerade deswegen für einen anderen Weg entscheiden.

Für Väter ist es deswegen wichtig sowohl im persönlichen, als auch im beruflichen Kontext, Familienzeit einzufordern. Am Besten sollte ein Vater, so wie auch eine Mutter, alleine eine längere Elternzeit nehmen. Das ist sowohl für die Eltern-Kind Beziehung sehr förderlich, aber auch für die elterliche Beziehung. Dazu auch später noch mehr.

5. Betreuungsmöglichkeiten für Kinder

Auch dieser Punkt ist leider wieder ein Problem des Systems. Eine Betreuung U2 oder manchmal sogar U3 ist schwer ohne in der Nähe lebende Familie umzusetzen. Es ist deswegen eindeutig auch ein politisches Problem. Nichtsdestotrotz kann man auch hier bei der Lösung kreativ werden. Ich hatte mit einer Freundin früher zum Beispiel ein Tandem-Konzept, das uns beiden zeitweise das Erwerbsarbeiten ermöglicht hat. Mehr dazu findest du in dieser Podcastfolge.

Wichtig ist es sich möglichst schon vor der Geburt des ersten Kindes ein sogenanntes „Dorf“ aufzubauen, dass die Unterstützung zum Beispiel bei der Kinderbetreuung gewährleistet. Das kann aus Familie, Freund:innen und Babysitter:innen etc. bestehen.

6. Familienfreundlichkeit des Arbeitgebers

Es gibt vier Hebel, die man mit großem Effekt auf die Gleichberechtigung nutzen kann. Zum einen die Förderung der Erwerbstätigkeit von Müttern. Dann die Förderung der Übernahme der Haus- und Carearbeit von Vätern. Dann eben die persönliche Aufteilung innerhalb der Partnerschaft. Und zuletzt natürlich die Förderung der Vereinbarkeit für Mütter UND Väter von Seite des Arbeitgebers. Auch Väter müssen flexible Arbeitszeiten haben, müssen kinnkrank nehmen können und problemlos Elternzeit nehmen können.

Oft heißt es ja in Bezug auf Elternzeit: „Der/Die fällt ja dann aus.“, „Der/Die entwickelt sich da ja gar nicht.“ oder „Der/Die ist ja dann da total raus aus der Arbeit.“. Dabei stimmt das so ja gar nicht. Elternzeit, und zwar vor Allem die alleinige Elternzeit, ist eine Persönlichkeitsentwicklung im Schnelldurchlauf. Deswegen fällt uns diese Zeit auch oft so schwer. Das sind Wachstumsschmerzen. Wir lernen und entwickeln uns rasant weiter, wenn wir (alleine) Elternzeit nehmen. Ja, man fällt dann eine Weile aus, aber lernt auch so viel dazu. Zum Beispiel entwickelt man Resilienz, Stressresistenz, Konfliktfähigkeit, Empathie, Organisationsfähigkeit und so weiter. Man ist danach kompetenter als vorher.

Was bedeutet gleichberechtigte Elternschaft? Fazit

Eine Studie („Elternzeit von Vätern als Verhandlungssache in der Partnerschaft“) von 2017 konnte zeigen, dass eine hohe Familienorientierung des Vaters und die Elternzeitreglungen seit 2007 zu einer höheren Väterbeteiligung führen.

Drei Faktoren, die unförderlich für eine Väterbeteiligung sind, sind hingegen ein deutlich höheres Einkommen des Vaters, familienfreundlicher beruflicher Rahmen der Mutter und höhere Familienorientierung der Mutter.

Diese Studie untermauert diese oben genannte 6 Voraussetzungen und zeigt, wie wichtig die persönliche Entscheidung für eine gleichberechtigte Partner- und Elternschaft wirklich ist. Wir können so auch andere inspirieren und unseren Kindern eine gerechtere Aufteilung vorleben.

Zum Abschluss noch ein Zitat aus der eben genannten Studie:

Die Dauer der von Vätern genutzten Elternzeit beschränkt sich in den meisten Fällen auf die zwei Partnermonate. Der überwiegende Anteil der Elternzeit wird nach wie vor von den Müttern genommen. Väter, die längere Elternzeit nehmen, reduzieren anschließend mit höhere Wahrscheinlichkeit den zeitliche Umfang ihrer Erwerbstätigkeit, bringen sich nach der Elternzeit stärker in der Kinderbetreuung sowie Hausarbeit ein und haben auch nach einer Trennung von der Partnerin einen engeren Kontakt zum Kind, als Väter mit kürzeren Elternzeitphasen. Gerade die Monate in denen der Vater allein Elternzeit nimmt und somit zeitweise die Hauptverantwortung für das Kind trägt sind besonders positiv für eine nachhaltig höhere Beteiligung an der Familienarbeit.

Wenn du mehr zum Thema gleichberechtigte Partnerschaft bzw. Elternschaft wissen möchtest, höre dir gerne auch die anderen Folgen in meinem Podcast „Gleich und Gleich gesellt sich gern“ an, zum Beispiel mit Patricia Cammerata über Mental Load oder mit Sina Fricke über den „Club der guten Mütter“.